
Erhebliches Einsparpotential durch Reform der NotfallversorgungProf. Dr. Jonas Schreyögg im Interview mit der ÄrzteZeitung
21. August 2025

Foto: HCHE/Gregor Schläger
Professor Jonas Schreyögg vom HCHE spricht im Interview mit der ÄrzteZeitung über die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Reform der Notfallversorgung in Deutschland, um überfüllte Ambulanzen, gestresstes Personal und hohe Kosten zu adressieren. Das aktuelle System bietet einen unbegrenzten Zugang zur Versorgung, was zu einer enormen Ressourceninanspruchnahme führt und die Kapazitäten von Ärzten und Pflegekräften übersteigt: „Wir haben schlicht nicht genügend Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte, um den Status quo fortzuschreiben. Nötig sind Reformen zur Reduktion der Inanspruchnahme – gerade in der Notfallversorgung“.
Schreyögg schlägt vor, die Patientensteuerung zu verbessern und integrierte Leitstellen einzuführen, die über eine einzige Rufnummer erreichbar sind und umfassende Steuerungsoptionen bieten. Neben der zu oft gewählten Option mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht zu werden, wo statistisch knapp die Hälfte der Fälle stationär aufgenommen wird, könnten auch integrierte Notfallzentren mit KV-Notfallpraxen ins Spiel kommen. Denn: Viele „Fälle“ in Notaufnahmen sind keine echten Notfälle. „Es besteht ein erhebliches Potenzial, stationäre Fälle zu reduzieren. Das sehen wir auch in Pilotkrankenhäusern wie in Hamburg oder Kiel, die über ein integriertes Notfallzentrum verfügen – gemeinsam mit einer KV-Notfallpraxis, teils auch mit eigenem Praxissitz. Diese Häuser konnten die Aufnahmeraten deutlich absenken – oft auf 30 Prozent.“
Finanziell bedeutet das: Potenzial für Einsparungen von fast fünf Milliarden Euro pro Jahr. Obwohl die Reform komplex ist, insbesondere aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten der Rettungsdienste in den Bundesländern, sieht Prof. Schreyögg die Notfallreform als die dringlichste aller Reformen an, da sie das größte Entlastungspotenzial für Personal und Finanzen verspricht.
Lesen Sie hier das vollständige Interview in der ÄrzteZeitung vom 21. August 2025.