Forschung
Die Qualität der Gesundheitsversorgung ist für die Gesellschaft von größter Bedeutung. In den letzten zwei Jahrzehnten stand das Thema „Qualität in der Gesundheitsversorgung“ tendenziell hinter dem Ziel der Vermeidung von Ausgaben- bzw. Kostenerhöhungen zurück und hat daher nicht ausreichend Aufmerksamkeit erhalten. Daher ist es das Ziel des Forschungsprogramms des Graduiertenkollegs im Bereich Gesundheitsökonomie, den Einfluss der Interaktion von Stakeholdern im Gesundheitswesen auf die Qualität der Versorgung umfangreich und systematisch zu analysieren.
Im Rahmen des Forschungsprogramms werden Ursache-Wirkungs-Beziehungen in verschiedenen Umgebungen innerhalb und zwischen den drei Ebenen (Ebene der Zahler, Ebene der Leistungserbringer, Ebene der Patient:innen), beispielsweise im Kontext der Kooperation von Leistungsanbietern, in der Arzt-Patient:innen-Beziehung oder in Reaktion auf staatliche Regulierung betrachtet:
Die Doktorand:innen werden am Qualifikationsprogramm teilnehmen und eine Dissertation über gesundheitsökonomische, betriebs- oder volkswirtschaftlich ausgerichtete Themen anfertigen, die mit einem der sieben Forschungsschwerpunkte zusammenhängen:
- Reaktion der Leistungserbringer auf Anreize durch die Kostenträger: Versicherungen und Krankenkassen handeln mit den Leistungserbringern Verträge aus und setzen damit Anreize für die Art der Leistungserbringung. Dies hat Auswirkungen auf die Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen.
- Qualitätsbezogene Präferenzen der Patient:innen: Die Präferenzen der Patient:innen haben großen Einfluss auf die Wahl des Leistungserbringers. Sie beeinflussen damit auch die Qualität der erbrachten Leistungen.
- Reaktion der Versicherten auf Qualitätsunterschiede zwischen Versicherungen: Versicherte wählen eine Versicherung, d.h., sie schreiben sich z. B. bei einer gesetzlichen Krankenkasse ein und begeben sich damit in einen bestimmten vertraglichen und rechtlichen Rahmen, der die Qualität der Versorgung beeinflusst.
- Verhalten der Leistungserbringer: Die Organisation der Leistungserbringung selbst erfolgt durch die Leistungserbringer (z. B. durch die Organisation von Teams zur Durchführung der Leistungen innerhalb des Leistungserbringers oder durch Kooperationen mit anderen Leistungserbringern ) und ist entscheidend für die Qualität der Versorgung.
- Einfluss von Patient:innencharakteristika auf die Qualität der Gesundheitsversorgung: Patient:innen üben durch individuelle Präferenzen, Gesundheitskompetenz und gesundheitsbewusstes Verhalten einen Einfluss darauf aus, wann und wie sie das Gesundheitssystem in Anspruch nehmen bzw. welche Leistungen sie erhalten. Dies hat Einfluss auf die Qualität der Versorgung.
- Investitionen der Krankenversicherer in die Qualität der Gesundheitsversorgung: In wettbewerbsorientierten, versicherungsbasierten Systemen, wie dem in Deutschland, beeinflussen die Krankenversicherer die Qualität der Versorgung durch strategische (Investitions-)Entscheidungen.
- Neue Wege zur Definition und Messung von Qualität in der Gesundheitsversorgung: Der Forschungsschwerpunkt befasst sich mit der Verfeinerung bestehender und der Entwicklung neuer Konzepte und Messgrößen für die Qualität der Gesundheitsversorgung.